Die Hirschlausfliege – Der nächste nervige Parasit in unseren Wäldern
Es gibt einige Insekten, die uns einfach nur ärgern wollen. Und nerven.
Und zu diesen Insekten gehört die Hirschlausfliege, oder auch kurz Hirschlaus genannt.
Obwohl schon seit tausenden Jahren in unseren Wäldern heimisch, ist dieses lästige Insekt den meisten Hundehaltern noch gänzlich unbekannt. Da ein Kontakt mit Stich einer Hirschlausfliege für einen Hund aber durchaus ernsthafte Konsequenzen haben kann, sollten Herrchen und Frauchen bei ihren Waldspaziergängen besonders aufmerksam sein, vor allem dann, wenn die Fellnase sich ruckartig und blitzschnell ihrem hinteren Oberschenkel oder dem Schwanzansatz widmet und so reagiert, wie wir Menschen es tun, wenn uns eine Wespe abstechen will.
Was du über diese Nervensägen wissen solltest
Die Hirschlausfliege ist eine parasitäre Fliegenart, die in Mitteleuropa schon seit Jahrtausenden heimisch ist. So wurden zum Beispiel beim weltberühmten „Ötzi“ die Überreste einer Hirschlausfliege gefunden. Diese widerlichen kleinen Parasiten, die sich wie Zecken von Blut ernähren, suchen sich für ihre Nahrungsaufnahme und Vermehrung ein Wirtstier. In der Regel sind das heimische Wildtiere in unseren Wäldern, also Rotwild, Schwarzwild, Füchse und Dachse. Aber auch Katzen, die sich in Waldnähe aufhalten, Hunde auf ihrer täglichen Runde durch ein Waldgebiet und auch wir Menschen können schnell unliebsame Bekanntschaft mit diesen Blutsaugern machen, auch wenn wir nur recht selten tatsächlich gebissen werden.
Bildquelle Hirschlausfliege: Christian Fischer, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Wo kommt die Hirschlausfliege vor?
Diese Parasiten haben ihr natürliches Zuhause ausschließlich in Waldgebieten und am Waldrand. Wiesen, Felder und ein städtischer Garten sind somit eher nicht ihre „Hood“, hier muss man also auch keine Angst vor einem Befall seines geliebten Vierbeiners haben, wenn man sich nur in den örtlichen Parks oder am Stadtrand bewegt.
Die Hirschlausfliege bleibt zumeist auch an ihrem Ort, von wo aus sie sich auf die Suche nach einem Wirtstier begibt. Sie wandern also nicht durch den Wald in der Hoffnung, auf ein besseres Plätzchen zu stoßen. Bevorzugt suchen sie sich feuchte Gebiete, in denen ein Bach fließt, sich Tümpel oder größere Pfützen befinden, an denen Wildtiere trinken oder baden.
Wenn man sich als Hundehalter nun dieser Tatsachen bewusst ist, kann man seine Hunderunde in den Wäldern auch entspannt planen, wenn man weiß, welche Ecken man meiden sollte, vor allem dann, wenn man schon einmal Bekanntschaft mit diesen Viechern geschlossen hat und weiß, wozu sie fähig sind.
Woran erkenne ich eine Hirschlausfliege?
Auch wenn sie im Volksmund gerne „fliegende Zecke“ genannt wird, sieht sie nicht aus wie eine. Eine Hirschlausfliege ist ca. 4-5 mm groß und hat schon eher eine gewisse Ähnlichkeit mit der gemeinen Stubenfliege oder einer fliegenden Ameise. Die Hirschlausfliege ist jedoch deutlich flacher im Körperbau und lässt sich – im Gegensatz zur Stubenfliege – nicht einfach so vertreiben.
Hat man eine Hirschlausfliege auf seiner Haut sitzen, so kann man diese auch nur mit etwas Aufwand beseitigen, indem man sie zwischen zwei Finger nimmt und am besten gleich killt.
Und erst wenn man sehr genau hinsieht, kann man die Widerhaken an den Beinen, mit denen sie sich auf der Haut ihres Wirtes festkrallen und einen Stechrüssel, mit dem sie einem nach Kontakt das Blut abzapfen, erkennen.
Nachdem eine Hirschlausfliege auf ihrem Wirt gelandet ist, wirft sie ihre Flügel ab. Sie hat ihren Spender jetzt gefunden und plant nun einen längeren Aufenthalt bei freier Kost und Logis.
Wann sind Hirschlausfliegen aktiv?
Die Hauptzeit dieser Parasiten beginnt etwa Ende Juli bis Anfang August und dauert bis in den Oktober hinein an. In dieser Zeit sollte man also auch die Gebiete meiden, an denen sich die Hirschlausfliege bevorzugt aufhält. In den letzten Jahren allerdings macht sich die Hirschlausfliege sogar schon im warmen Juni und Juli in unseren Wäldern bequem. Im Frühling und im Spätherbst sind diese Nervtöter dann wieder kein Problem mehr.
Wo stechen diese Parasiten bei Hunden am liebsten zu?
Prinzipiell kann es wie bei Zecken jeden Körperteil betreffen. Aber auch Hirschlausfliegen scheinen besondere Vorlieben zu haben, so findet man sie vermehrt im Kopfbereich in der Nähe der Ohren und am Nacken, im Bauchbereich, dem Schwanzansatz bis zum After oder an den Innenschenkeln. Bei Hunden mit langem oder dichtem Fell sind sie dann nicht so wählerisch und können nahezu überall zubeißen, wo sie sich sicher und unentdeckt fühlen.
Warum kann der Stich einer Hirschlausfliege für einen Hund zu einem großen Problem werden?
Mal abgesehen davon, dass nahezu jeder Insektenstich mehr oder weniger unangenehm ist, die Stiche von Hirschlausfliegen sind für unsere Vierbeiner durchaus schmerzhaft. Die betroffenen stellen röten sich, schwellen an und können die Fellnase ein paar Tage lang ganz schön mit Juckreiz quälen. Zudem können Hirschlausfliegen das Bakterium Bartonella schoenbuchensis in sich tragen, welches nach dem Stich beim Hund zu Fieberanfällen und Entzündungen führen kann, die tiermedizinisch versorgt werden müssen.
Kann das Bakterium Bartonella schoenbuchensis auch für uns Menschen gefährlich werden?
Auch wenn der Mensch nicht die bevorzugte Nahrungsquelle für diesen Parasiten ist, können auch wir von diesen Nervensägen gestochen werden… und dann auch ein paar Problemchen bekommen, wie eine grötete Einstichstelle, Schwellungen und Juckreiz. Im Gegensatz zu unseren Hunden ist der Stich einer Hirschlausfliege für einen Menschen jedoch schmerzlos.
Dafür, dass es für den Menschen auch zu ernsthafteren Krankheiten durch dieses Bakterium kommt, gibt es bis jetzt allerdings noch keine medizinischen und wissenschaftlichen Belege. Es wird lediglich vermutet, dass es vereinzelt zu Herzmuskelentzündungen kommen kann.
Aber als erfahrene Hundehalter, von denen die meisten mit Sicherheit auch schon den ein oder anderen unliebsamen Kontakt mit dem gemeinen Holzbock oder einer anderen Zeckenart hatte, sind wir in Wäldern doch immer ausreichend geschützt mit langer Bekleidung unterwegs, oder nicht?
Normales Anti-Mücken- oder Anti-Zecken-Mittel hilft nämlich leider gegen den Angriff einer Hirschlausfliege ganz und gar nicht, da braucht’s dann die spezielleren „Waffen“, die man natürlich auch in einer Apotheke bekommt und sich dort auch kompetent beraten lassen kann.
Hilfe mein Hund hat Hirschlausfliegen – Wie entferne ich diesen Parasiten nun?
Wenn du jetzt festgestellt hast, dass dein Hundekumpel nach einer Waldrunde Hirschlausfliegen im Fell hat, dann hast du vermutlich auch bemerkt, dass diese kleinen Plagegeister sich sehr flink im dichten Fellkleid fortbewegen. Du kannst versuchen, sie mit zwei Fingern zu greifen und aus dem Fell zu entfernen. Dabei nimmst du höchstwahrscheinlich aber auch ein paar Hundehaare mit, was dir dein pelziger Freund mit ziemlicher Sicherheit nicht besonders danken wird.
Deswegen ist die beste Möglichkeit, sich dieser Nervensägen zu entledigen, der Einsatz eines speziellen Ungezieferkamms. Mit diesem lassen sich die Hirschlausfliegen nach der Waldrunde auf natürliche Weise sehr gut aus dem Fell herauskämmen und fachgerecht „entsorgen“.
Eine gerade saugende Hirschlausfliege wirst du dagegen nicht so leicht los. Zwar kann sie sich in diesem Moment nicht bewegen, sitzt aber so dicht an der Haut, dass eine Zeckenzange oder ein ähnliches Utensil kaum Chancen verspricht und man auch mit seinen Fingernägeln verzweifelt.
Helfen die gerade erwähnten Methoden nicht zuverlässig genug, dann solltest du deinen Hund am besten mit einem Ungeziefer-Shampoo abduschen. Hirschlausfliegen sind eher wasserunverträgliche Insekten und werden – im Gegensatz zu Zecken und Flöhen – auch zuverlässig abgebraust und verschwinden im Nirvana deines Abwassersystems. In vielen Fällen kann auch ein Bad im nächsten Fluss oder See ausreichen, der stolze Hundekörper deines Mitbewohners sollte aber nahezu komplett im Wasser sein, damit es sich Genosse Hirschlausfliege nicht an den trockenen Fellstellen bequem machen kann.
Mein Hund wurde von einer Hirschlausfliege gebissen – Was kann ich tun?
Zuallererst mal keine Panik! Wenn so ein Mistvieh über deine Fellnase hergefallen ist und du den Parasiten entfernt und gekillt hast, ist die beste und schnellste Linderung, die Bisstelle zu säubern und zu kühlen. Danach solltest du die Stelle jeden Tag kontrollieren, ob sich Rötungen und evtl. eine Entzündung zeigen, v.a. wenn der Hund ständig daran leckt. Dann solltest du auch schnellstens zu deinem Tierarzt, der den Biss genauer untersuchen und gegebenenfalls Schmerzmittel, Entzündungshemmer oder ein fiebersenkendes Mittel verschreiben kann.
Was sind die besten Mittel, um einem Befall mit Hirschlausfliegen vorzubeugen?
Hier kannst du dich entscheiden, ob du lieber zur zuverlässigen Chemiekeule aus dem Fachhandel, der Apotheke oder vom Tierarzt greifst oder ob du einem der immer beliebter werdenden natürlichen Mittel auf biologischer Basis eine Chance geben willst.
Dazu sollte aber erwähnt werden, dass die Hirschlausfliege im Gegensatz zu anderen Blutsaugern und Parasiten nicht auf jedes Mittel mit repellierenden Eigenschaften empfindlich reagiert und dein verwendetes Spot-On, Spray oder Tinktur bei Kontakt nicht die gewünschte Wirkung entfalten könnte. Dein Tierarzt oder das Fachpersonal in Zoobedarfsgeschäften werden dir hierbei aber sicherlich eine gute Hilfestellung bieten.
In unserem Fall wirkt reines Kokosöl gegen die Hirschlausfliege als auch die Zecke oder Flöhe am besten und der Befall hält sich jeden Sommer absolut in Grenzen bzw. ist bei Flöhen sogar null. Kokosöl im Fell seines Vierbeiners ist aber (verständlicherweise) nicht jedermanns Sache, vor allem, wenn dieser auf dem Sofa oder im Bett liegen möchte und das Fett an die Kissen und Decken abgibt. Aber es riecht immerhin gut.
Auch eine Essig-Wasser-Lösung (1:3 oder 1:4) vor dem Spaziergang auf das Fell gesprüht soll gegen diese fliegenden Nervensägen helfen. Uns gefällt aber der Geruch von Kokos dann doch etwas besser, weswegen wir eine solche Essigbehandlung selbst noch nicht getestet haben.
Keine Wirkung gegen die Hirschlausfliege hatten Mittel mit Zistrose, Geraniol oder Margosa (bedingt). Wie bei allen natürlichen Mitteln auf biologischer Basis ist der Selbsttest die beste Möglichkeit herauszufinden, ob ein Wirkstoff beim eigenen Hund etwas bringt oder eher nicht. Gerade über die Wirkungsweise von „biologischen“ Mitteln scheiden sich in Hundehalterkreisen oft die Geister.
Die wirkungsvollste Hirschlausfliegen-Vermeidungs-Strategie im Sommer ist jedoch die, bekannte Hirschlausfliegen-Jagdgebiete zu meiden. In regionalen Hundegruppen in den sozialen Medien oder in Foren findet man in der Regel immer Hinweise darauf, in welche Wälder der Umgebung man gefahrlos gehen kann und in welche nicht. Oder man fragt danach. Hält man sich danach an diese Empfehlungen, hat man auch keinen unnötigen Stress und Kontakt mit diesen Viechern.
Die Hirschlausfliege, der Hund und ich – Freunde werden wir keine mehr
Ich liebe lange Spaziergänge durch unsere Wälder. Vor allem im Sommer geben diese eine wohltuende Kühle ab und die ist natürlich auch toll für unsere Hunde im Pelzmantel. Aber gerade in den Sommermonaten lauern im Wald auch etliche kleine Plagegeister, die uns nerven und versuchen, uns unsere gemütliche Runde zur Hölle zu machen. Stechmücken, Bremsen, Zecken… und jetzt auch noch die Hirschlausfliege. Nein, entspannt ist anders.
Aber mit dem Wissen und einiger Erfahrung aus diversen Sommern mit Hund, kann man sich diese Nervtöter einigermaßen zuverlässig vom Hals oder Fell halten. Da sich die Hirschlausfliege nur in ihrem „Revier“ aufhält und sich wenig reiselustig zeigt, kann man diese Fleckchen im Wald umgehen und einen anderen Weg einschlagen. Und an Tagen, in denen die Temperaturen für uns Zwei- und unsere Vierbeiner erträglich sind, schreitet man gemütlich über Feld und Flur und weiß garantiert:
Die Hirschlausfliege? Die kann uns mal
Bildquelle Beitragsbild: Tiia Monto, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons