Hilfe, mein Hund frisst Gras. Ist das normal?
Als ich ein Kind war, hatten wir einen Hund namens Mohrle. Mohrle war ein schwarzer Pudel, und er liebte es, Gras zu fressen. Es war wirklich seltsam, denn es schien ihm zu schmecken. Das Internet gab es noch nicht, also konnte man auch nicht einfach einen Blog besuchen, um die passenden Antworten auf die Frage zu finden, ob das normal für einen Hund ist und ob es eventuell sogar gefährlich sein könnte.
Im Ort gab es auch keinen Tierarzt, den man einfach so fragen konnte. Wenn man denn mal mit dem Telefon jemanden erreichte (das waren damals noch diese klobigen Dinger in krassen Farben mit Wählscheibe), erhielt man auch nur ungenaue Aussagen. Kein Wunder, das ganze ist jetzt 30 Jahre her, die Tiermedizin und die Wissenschaft waren noch lange nicht auf dem Stand, auf dem sie heute sind.
Heutzutage ist das alles anders: Man gibt seine Frage bei einer Suchmaschine ein und erhält sofort die passenden Antworten. Wie auch in folgendem Artikel, in dem ich ausführlich auf das Thema eingehe, wieso Hunde Gras fressen, wieso sie es sogar sehr gerne tun, welche Vorteile es für deine Fellnase hat, natürlich auch welche Risiken Gras fressen mit sich bringen könnte und welche Anzeichen auf eine mögliche Erkrankung es geben kann.
Warum fressen Hunde so gerne Gras?
Dass dein Hund jetzt nicht plötzlich mit einer vegetarischen Diät anfängt, das dürfte dir schon irgendwie klar sein. Aber die genauen Gründe, warum ausgerechnet dein Hund jetzt plötzlich mit dem Grasfressen anfängt, kennst du womöglich als recht frischer Hundehalter noch nicht. Wieso also bleibt dein Vierbeiner bei Gassigängen jetzt an gefühlt jedem Grashalm stehen, um genüsslich daran zu knabbern? Hat er gesundheitliche Probleme? Fehlen ihm wichtige Nährstoffe aus dem Futter, welches du verabreichst? Oder gibt es etwa einen ganz anderen Grund?
Der Hund ist von Natur aus getrieben von Neugierde
Gerade junge Hunde sind sehr neugierig und stecken alles, was sie irgendwie finden können, in ihr Schnäuzchen. Da der gemeine Haushund immer hungrig ist, locken natürlich auch in der Natur unzählige Gerüche und Eindrücke. Hunde neigen dazu, alles zu fressen, was für sie appetitlich aussieht, z.B. Gras, Dreck, Holz oder Wurzeln. Oft leider auch andere Fundstücke, die auf einer Gassirunde auf oder neben dem Weg herumliegen.
Anders als wir Menschen können Hunde nicht tasten, schon alleine aus diesem Grund nehmen sie alles in ihr Mäulchen, was nicht niet- und nagelfest ist.
Wenn dein junger Hund jetzt Gras frisst, dann solltest du ihn das auch tun lassen. Versucht er sich aber an anderen Pflanzen zu vergehen, die du nicht kennst und dir nicht sicher bist, ob diese evtl. gesundheitsschädlich oder sogar giftig sind, dann musst du auf jeden Fall einschreiten und deiner Fellnase das Knabbern an diesem Grünzeug verbieten. Eigne dir also ausreichend Wissen über unsere heimische Flora an, damit du immer auf der sicheren Seite bist.
Der Hund hat Hunger (immer)
Wir kennen es doch selbst: wenn wir hungrig sind und im Kühlschrank befindet sich nur noch Gemüse, dann greifen wir in unserer Not auch zu jenem, obwohl wir jetzt viel lieber eine Wiener, Käse, einen Pudding oder die Reste der Pizza von gestern hätten. In der Not frisst der Teufel Fliegen.
Unsere Hunde sind da nicht viel anders. Durch vergangene Gassirunden, auf welchen sich dein Hund bereits genüsslich am Wegesrand über das saftige grüne Gras hergemacht hat, ist er auf den Geschmack gekommen und weiß, dass er mit dieser Art von Salat auch seinen Magen füllen kann. Wenn’s schon nicht andauernd Leckerlis gibt…
Dein Hund hat Durst
Gerade in den Morgenstunden, wenn der Morgentau auf den Grashalmen glitzert, ist eine Grasmahlzeit für eine Fellnase jetzt nicht die schlechteste Option, um in den Tag zu starten. Denn wie auch wir Menschen dehydrieren Hunde im Schlaf. Und wie auch wir Menschen nehmen Hunde nach dem Aufstehen eher selten eine ausreichende Menge Wasser zu sich.
Gras ist sehr wasserhaltig, gerade mit Tau, und so kann dein Hund schon vor dem Frühstück eine kleine Menge Wasser aufnehmen, vor allem, wenn es in der Nähe keinen Bach, Teich oder Pfützen gibt.
Und das ist auch der Grund, wieso man auf längeren Spaziergängen immer eine kleine Flasche Wasser für seinen Vierbeiner mitführen sollte. Hierfür gibt es im Handel speziele Trinkflaschen für Hunde, sie sich auch sehr bequem am Gürtel, Tasche oder Rucksack befestigen lassen und nicht stören. Denn alleine durch die Aufnahme von Gras kann ein Hund seinen Wasserhaushalt nicht regulieren, das ist sprichwörtlich nur der Tropfen auf den heißen Stein.
Deine Gassirunde ist zum Gähnen langweilig
Ja, auch Hunde können sich langweilen. Ich merke das bei uns immer, wenn ich Bekannte treffe und wir ein wenig quatschen. Dann fängt meine Dame an, an allem rumzuknabbern, was sie in ihrem Bewegungsradius findet. Stöckchen, Wurzeln aber eben auch Gras.
Solche unfreiwillige Pausen unterfordern unsere Hunde immer etwas, sind sie doch gewohnt, neben uns zu laufen und mit der Nase tausende von unterschiedlichen Eindrücken auf dem Weg zu erschnüffeln. Fehlt das plötzlich bzw. kommt Herr oder Frau Hund nicht wie gewünscht voran, macht sich schnell Langeweile breit und man kaut auf etwas herum. In den meisten Fällen ist Gras auch immer verfügbar und wird dementsprechend zum Zeitvertreib genutzt.
Der Vierbeiner steht unter Stress
Du kennst sicherlich auch einen stressigen Arbeitstag, oder? Was machen wir Menschen da? Einige greifen zur Zigarette, andere schieben sich einen Kaugummi in die Futterluke und wiederum andere fangen an zu essen, vornehmlich Süßkram. Denn kauen entspannt.
Ähnlich geht es auch unseren treuen Begleitern. Verspürt ein Hund Stress, zum Beispiel durch eine vorherige unerfreuliche Hundebegegnung, eine Umgebung, in der er sich nicht wohlfühlt oder irgendeinen anderen Umstand, der ihn unter Stress gesetzt hat, dann versucht dein Hundefreund rein instinktiv, sich zu entspannen. Und wie bei uns Menschen funktioniert das durch Kaubewegungen. Da Gras fast überall und zu jeder Zeit verfügbar ist, wird das halt gefressen.
Probleme mit der Verdauung, Übelkeit und Bauchschmerzen
Ich bemerke es bei meinem Hund: Grummelt der Bauch oder wird der Stuhlgang etwas flüssiger, dann wird gleichzeitig auf unseren Spaziergängen mehr Gras gefressen. Das gefressene Gras kann dabei helfen, „unerwünschte“ Magen- und Darminhalte schneller auszuscheiden. Entweder erbricht sich der Hund oder er scheidet seinen Darminhalt auf der gleichen Runde dann öfter aus. In den meisten Fällen hat das jedoch nichts mit irgendwelchen verschluckten Gegenständen zu tun sondern schlicht und einfach mit Unwohlsein, Übelkeit oder Bauchschmerzen.
Natürlich kann ein Hund auch Sodbrennen haben. Auch in einem solchen Fall spielt er gerne den Rasenmäher am Wegesrand. Wenn er dann nach kurzer Zeit die gelbe Magenflüssigkeit ausspuckt, dann könnte das die Ursache gewesen sein. Meistens hört der Vierbeiner nach dem Erbrechen auch auf, Gras zu fressen, da es seinem Magen schließlich wieder besser geht.
Vieleicht war das Futter deines Hundekumpels nicht mehr gut, es hat ihm nicht bekommen, oder es liegt eine unentdeckte Nahrungsmittenunverträglichkeit vor. All das können Gründe für ein Verstärktes Grasfressen sein.
Frisst dein Hund jedoch über einen längeren Zeitrum und ständig Gras, so könnte auch eine ernsthaftere Krankheit oder eine Futtermittelunverträglichkeit dahinter stecken. In diesem Fall ist der Gang zu einem Tierarzt angebracht, der sich die Situation mal etwas genauer ansehen sollte.
Deine Fütterung versorgt die Fellnase nicht mit ausreichend Nährstoffen
Gleich vorneweg: diese Behauptung ist wissenschaftlich und veterinärmedizinisch nicht belegt. Nahezu jedes im Handel erhältliche Futter versorgt deinen Hund mit den Nährstoffen, die er für ein gesundes Leben benötigt. Natürlich gibt es von Futter zu Futter, von Hersteller zu Hersteller, von Marke zu Marke immer Unterschiede, auch sind Diätfutter, Futter für aktive Hunde und Futter für bestimmte Organerkrankungen auch in ihren Nährstoffen unterschiedlich, aber als verantwurtungsvolle Hundehalter informieren wir uns ja ausreichend darüber, lesen Erfahrungen, Testberichte und studieren die Nährwertangaben auf jeder Packung und Dose bis ins Detail.
Wenn du allerdings auf BARF umgestiegen bist und hast dich nicht ausreichend mit dieser für Hunde ideal geeigneten Ernährungsform beschäftigt, dann kann natürlich ein Nährstoffmangel auftreten, den du baldmöglichst wieder beseitigen solltest, z.B. indem du mehr Gemüse und Kräuter in den Speiseplan einbaust.
Nichtsdestotrotz beinhaltet auch Gras Mineralien, Vitamine und andere wertvolle Nährstoffe, die deinem Hund mit Sicherheit auch nicht schaden.
Der Instinkt
Stell dir vor, du bist ein Wolf in grauer Vorzeit und streifst ganz einsam durch die Wälder. Menschensiedlungen, in deren Mülltonnen man nach etwas fressbarem stöbern konnte, gab es noch nicht und wenn, dann wurdest du als gefährliches Raubtier sofort ver- oder gejagt. Und so ein flinkes Reh oder ein wendiger Hase sind auch nicht immer leicht zu fangen. Du hattest als Wolf also nicht jeden Tag eine Mahlzeit auf dem Tisch.
Um nicht zu verhungern und auch mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt zu werden, damit deine nächste Jagd ein voller Erfolg wird und du nicht nach 100 Metern schlapp aufgeben musst, haben – und tun es auch heute noch – die Raubtiere angefangen, Beeren, Früchte und Gräser in ihren Speiseplan aufzunehmen. Und dieses Verhalten haben unsere Fellnasen über Jahrtausende mit in die Gegenwart gebracht.
Welche Risiken birgt das Fressen von Gras für deinen Hund?
Wir haben ja jetzt die Gründe, warum sein Hund ganz wild auf Gras ist, schon besprochen. Aber birgt das Grasfressen auch Risiken für die Gesundheit oder gar das Leben unserer vierbeinigen Familienmitglieder?
Das Gras selbst ist für unsere Freunde ungiftig, darüber brauchst du dir also gar keine Gedanken machen. Natürlich gibt es trotzdem ein paar Dinge zu beachten:
Mit Pestiziden oder Dünger verunreinigtes oder behandeltes Gras
Außer im heimischen Garten wirst du vermutlich nirgendwo gedüngtes Gras finden. Futterwiesen werden nicht behandelt, da das gemähte Gras entweder frisch oder als Heu an diverse Nutztiere verfüttert wird. Diese können Düngemittel, Herbizide oder Pestizide ebenso wenig gebrauchen, wie unsere Hunde.
Allerdings solltest du beim den Gräsern, die am Feldrand wachsen, vorsichtig sein. Der überwiegende Teil der Landwirte verwendet verschiedene Düngemittel, Herbizide und Pestizide, um einen möglichst hohen Ertrag seiner Ernte zu erzielen. Du kannst dir sicher denken, dass ein tonnenschwerer Traktor mit 6 Meter breitem Spritzdings hinten dran nicht besonders exakt arbeitet und sich Rückstände dieser Mittel auf den Gräsern am Weg- und Feldrand befinden können.
Würmer und Parasiten
Lebst du in einer Region, in welcher es den Fuchsbandwurm gibt, solltest du auch in den Wäldern aufpassen, was dein Hund so zu sich nimmt. Die Chancen, dass er sich jedoch durch Grasfressen so einen Parasiten in den Darm holt, sind eher gering… aber möglich. In Panik brauchst du jetzt beim Waldspaziergang nicht zu verfallen, denn eine regelmäßige Entwurmung, vor allem beim Verdacht auf Würmer, sollte selbstverständlich sein.
Verletzungen
Auch hier: Nur keine Panik! In der Regel schützen Magenschleimhaut und Darmflora deine Fellnase ausreichend vor den scharfen Kanten der Grashalme. Aufpassen solltest du allerdings, wenn du bemerkst, dass dein Vierbeiner beim Absetzen von Kot Probleme mit einem Grashalm hat, der nicht so richtig aus dem Hintern gleiten will. Ziehst du diesen jetzt etwas zu schnell und ungestüm heraus, kann sich dein Hund am After verletzen und diese Verletzung wiederum kann schmerzen und sich entzünden. Warte also am besten ab, bis sich dein Hund von selbst dieses lästigen Grashalmes entledigt hat und greife nur vorsichtig und langsam ein, wenn er auch nach einiger Zeit nicht von selbst herausrutscht.
Zu lange Grashalme in Magen und Darm deines Hundes kannst du vermeiden, indem du keine Hektik aufkommen lässt, z.B. indem du deinem Hund energisch das Grasfressen verbietest oder auf das Weitergehen drängst. In diesen Fällen kaut dein Hund nicht ausreichend sondern schlingt den Halm im Ganzen hinunter, was dann zu diesen Problemen führen kann.
Wenn Grasfressen jetzt nicht schädlich ist, dann ist es gesund?
Wie wir Menschen auch, mögen unsere pelzigen Freunde ab und zu auch ganz gerne mal eine kleine Salatbeilage. Gras enthält Vitamine, Ballaststoffe, Mineralien und andere Nährstoffe, die dem Körper unserer tierischen Begleiter gut tun. Du solltest also das Grasfressen nicht unterbinden, wenn dein Hund am Wegrand genüsslich ein paar Grashalme verputzt, schließlich achtet er hierbei auf sein Wohlbefinden und eine ausgewogene Ernährung und dankt es dir mit Gesundheit und einem langen Leben. Grasfressen hilft bei Verdauungsstörungen oder Sodbrennen und ermöglicht deinem Hund, sich danach besser zu fühlen.
Fazit: Gras – eine Portion Vitalität und Gesundheit für deine Fellnase
Wie du jetzt gesehen hast gibt es eine Vielzahl an Gründen, wieso ein Hund gerne Gras frisst. Die meisten sind harmlos und bedeuten keinen Grund zur Sorge. Nur bei der täglichen und ständigen Aufnahme von Gras in rauhen Mengen und erkennbaren Problemen mit dem Magen- und Darmtrakt, sollte man den Gang zum Tierarzt erwägen, da dahinter dann doch ein ernsthafteres Problem stecken könnte, wie z.B. Würmer, Giardien, eine Magenschleimhautentzündung oder im schlimmsten Fall sogar Organschäden. Das gelegentliche Grasfressen ist jedoch normal und tut deinem Hund sogar etwas Gutes.
Jedoch solltest du deinen Hund weder ermutigen noch hektisch davon abhalten, Gras zu fressen, denn unsere Begleiter wissen in den meisten Fällen selbst, was gut für sie ist, wann sie Gras wollen und wann sie es benötigen.
Zum Abschluss noch kurz eine nette Geschichte: Meine Hündin ist aus Griechenland. Auf den Fotos der Tierschutzorganisation war nie saftiges grünes Gras zu sehen, nur Sand, Staub und vertrocknete Büschel irgendwelcher undefinierbarer Pflanzen.
Ich habe sie also nach ihrer Ankunft vom Flughafen abgeholt und als wir aus dem Gebäude draußen waren und auf eine Grünfläche gingen, damit sie sich erstmal entleeren konnte, hatte sie plötzlich nichts anderes mehr im Sinn, als unser schönes, grünes und saftiges Gras zu fressen. Ich konnte sie auch nur mit Mühe davon abbringen und in Richtung Auto führen. Unser frisches Sommergras hat ihr offensichtlich sehr geschmeckt.